Chaos auf Rädern als Camping-Greenhorns

Unsere eigentliche Reise war eine Safari im Kgalagadi Nationalpark – doch bevor wir die majestätische Wildnis erleben konnten, mussten wir erst einmal dorthin gelangen. Und diese Anreise war alles andere als entspannt: Pleiten, Pech und Pannen inklusive.

Schon auf dem ersten Campingplatz wurden wir als echte Camping-Greenhorns charmant auf unsere Unerfahrenheit aufmerksam gemacht. „Do you need power Point?“ Sie sah uns ernst an, wir starrten zurück – völlig verwirrt. Tastenkombinationen? Bildschirmpräsentationen? Microsoft? Nichts passte. Erst nach dem dritten Versuch fiel der Groschen: Sie wollte einfach nur wissen, ob wir Strom brauchten. Ein kleiner Moment der Erleichterung, den wir lachend und kopfschüttelnd quittierten – und schon ahnten wir, dass diese Reise uns noch einiges abverlangen würde.

Dann begann die Fahrt in den Kgalagadi: endlose Schotterpisten, Dellen, Schlaglöcher – jeder Buckel ein Tanz zwischen Kontrolle und Adrenalin. Schon bei 10 km/h quietschten die Stossdämpfer wie alte Türen im Wind, unsere Muskeln und Nerven wurden durchgeschüttelt, jeder Meter ein Höllenritt. Staub wirbelte auf, der Jeep hüpfte und ruckelte, und wir hatten keine Ahnung, wie lange dieser Abschnitt noch dauern würde. 160 Kilometer bis zum Ziel – mit diesem Tempo würden wir es niemals rechtzeitig schaffen. Also wagten wir den Taktikwechsel: ein mutiger Sprung von Vorsicht zu Geschwindigkeit. Mit rund 60 km/h flogen wir über die Wellblechpiste, jede Kurve und jede Welle ein Balanceakt, die Reifen schienen über den staubigen Untergrund zu gleiten, als wären sie auf Seife. Die Uhr tickte gnadenlos, jeder Meter ein Mix aus Risiko und Fortschritt. Kurz vor Torschluss erreichten wir schliesslich Twee Rivieren – die Erleichterung riesengross, als das Tor noch offen stand.

Doch das war nur das Vorspiel. Am nächsten Tag, mitten im Park, wollte der Motor unseres Jeeps plötzlich nicht mehr anspringen. Umgeben von Stille, Sand, roten Dünen – und wilden Tieren! – stieg ein Moment der Ohnmacht in uns auf. Jegliche Hoffnung, dass vielleicht ein anderes Fahrzeug vorbeifahren könnte, war illusorisch. Wir sassen fest und fragten uns ernsthaft, warum wir uns nur auf diese Reise eingelassen hatten. Ein letzter beherzter Versuch – und der Motor erwachte zum Leben wie Musik in unseren Ohren. Die Wildnis hatte uns geprüft, und wir hatten bestanden.

Dann öffnete sich die Wildnis in ihrer ganzen Pracht. Löwen mit schwarzen Mähnen, neugierige Jungmännchen beim spielerischen Kräftemessen – die Könige der Steppe direkt vor unseren Augen. Giraffen bewegten sich anmutig durch die roten Dünen, Antilopen sprangen elegant durchs Gras, und bunte Vögel tauchten den Himmel in Farbe. Jeder Augenblick war ein Wunder, jede Begegnung liess das Chaos, die Erschöpfung und die Pannen der Anreise verblassen. Nur wir, der Sand, die Dünen – und diese majestätischen Geschöpfe, die uns die Urkraft der Natur spüren liessen.

Die Rückreise war ein leiser Kontrapunkt nach all dem Sturm. Auf derselben Wellblechpiste verloren wir unterwegs noch das Kontrollschild – ein kleiner Schreckmoment, der uns kurz innehalten liess, uns aber nicht aus der Ruhe brachte. Am Camp angekommen, ging alles wie von selbst. Jeder Handgriff sass, wir arbeiteten wie ein eingespieltes Team. Bald begann das Wasser leise im Kochtopf zu singen, und ein zarter Duft von Wärme und Ruhe zog durch die Luft. Die Dunkelheit senkte ihren samtigen Schleier über das Camp, und wir liessen uns zufrieden in unsere Stühle fallen, ein Drink in der Hand, das Abendessen dampfte vor uns. Neben uns stolperte ein anderes, noch unsicheres Paar durchs Camp – wir lächelten leise und erinnerten uns an unsere eigenen Camping-Greenhorn-Anfängerfehler.

Rückblickend war unsere Reise ein wildes Durcheinander aus Pannen, Improvisation und Nervenkitzel – und gerade dieses Chaos machte sie unvergesslich. Landschaft, Tierwelt, Emotion – jede Dimension dieser Reise war einzigartig, atemraubend, lehrreich und voller Leben.

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